In vielen Kirchen und Gemeinden sind Lobpreis-Gottesdienste heute fast selbstverständlich. Gott anbeten, mit guten, modernen Liedern, ist für viele Menschen eine Quelle der Kraft geworden.

Was ist ein Lobpreis-Gottesdienst? Warum findet er statt? Wer könnte diese Fragen besser beantworten, als einer der bekanntesten Texter und Komponisten: Brian Doerksen. 

Der höchste Wert in der Anbetung

Ich erinnere mich, den größten Teil meines Lebens in der Kirche Lieder gesungen zu haben, die entweder von Gott handelten oder dazu mahnten, ein besseres Leben zu führen. Wonach ich mich jedoch schon als kleiner Junge am meisten gesehnt habe: direkt mit meinem Schöpfer reden zu können.

Ich wollte zu Gott singen. Ich wollte ihm mein Herz offenbaren und wünschte mir, dass er mir sein Herz offenbart. Im Sommer 1985 lernte ich bei einer Konferenz mit John Wimber die Vineyard kennen. Der Anbetungsleiter begann, Lieder zu singen, die mir halfen, meine Gefühle Gott gegenüber auszudrücken. Es war so einfach. Innigkeit in der Anbetung ist eine der Grundlagen der Vineyard Bewegung.

Als John und Carol Wimber und andere 1977 in Kalifornien anfingen, sich regelmässig in einem Haus zu treffen, kamen sie zusammen, weil sie sich nach einer Begegnung mit Gott sehnten. Und so waren auch die Lieder. Sie sind ein einfacher Ausdruck der Liebe und der Hingabe zu Gott und der Erwartung von Gottes Gegenwart. Dafür zeichnet sich die Vineyard seit Jahren aus. Er zeigt uns sein Herz, nachdem wir ihm unser Herz offenbart haben. Das ist wahre Innigkeit, eine lebendige Beziehung mit Gott haben.

Im Dialog mit Gott

Was für eine unvorstellbare Freude, wenn man entdeckt, dass er sich genauso nach diesen innigen Zeiten mit uns sehnt! Manche Leute haben mich gefragt: «Müssen alle innigen Lieder langsam und sanft sein?» Ich antwortete jeweils mit einem Lächeln auf diese Frage: «NEIN!» Manche Musik wählen wir aus, weil sie den vertraulichen Dialog zu fördern scheint und uns dabei hilft, unsere Herzen vor Gott zu öffnen. Wenn Intimität im "engen" Sinn bedeutet, dass wir zu Gott singen, dann heisst es im weiteren Sinne, dass wir unser ganzes Leben in der Gegenwart Gottes leben. Wenn wir uns anderen Vorlieben oder Göttern hingeben, verlieren wir die Vertrautheit mit Gott oder wir werden versuchen, sie auf eine oberflächliche und rein physische Art zu produzieren.

Intimität - ein mit Liebe erfülltes Herz

So wird die Begegnung leer, sowohl für Gott als auch für uns. Wir können nicht die ganze Woche der Welt nachjagen und uns dann wundern, warum sich unsere Anbetung am Sonntag so platt anfühlt. Echte Vertrautheit kann nicht «hergestellt» werden, indem wir die richtigen Lieder singen. Innige Anbetung geschieht, wenn die Lieder aus einem mit Liebe erfüllten Herzen kommen. Wahre Intimität ist wie die Ehe: sie funktioniert nur, wenn wir «alle anderen» aufgeben. Innigkeit ist ehrerbietend, nicht gedankenlos beiläufig.

Ich bin der Überzeugung, dass es umso ehrfürchtiger wird, je vertrauter wir sind. Ein Bräutigam und seine Braut nähern sich der Hochzeitsnacht, wo sie sich körperlich nahe kommen, mit viel Ehrerbietung. Intimität in der Ehe ist so kraftvoll, weil sie so respektvoll ist. Ohne Ehrerbietung, wird die Vertrautheit in der Ehe ziemlich sicher sterben. Ohne Ehrfurcht, werden wir keine wahre Innigkeit in der Anbetung erleben.

Die Bibel ist gefüllt mit Berichten inniger Anbetung. Als David seine Schafe hütete, sang er dem Herrn innige Anbetungslieder. Er hat dies auch weiterhin getan, als er König von Israel wurde. Als die Frau in Lukas 7 das Parfüm über die Füße Jesu schüttete, war dies Ausdruck inniger Anbetung. Wenn wir bei der Anbetung in diese Innigkeit und Vertrautheit hineinkommen - echte Innigkeit -, erfüllen wir unsere Bestimmung, in einer hingegebenen, sich selbst ausliefernden Beziehung zu Gott zu sein. Und so können wir ihm Psalm 96,1 singen: «Singt dem Herr ein neues Lied; singt dem Herrn, alle Erde!»

Innige Anbetung wird immer unsere höchste Berufung und Ziel in unserem Leben bleiben. Und wenn wir eines Tages in den Himmel kommen, wird es nur noch besser werden.

 

Autor: Brian Doerksen

über den Autor: Brian Doerksen entstammt einer Mennoniten-Familie. Nachdem er von 1985 bis 1989 bei Jugend mit einer Mission (u. a. in Mexiko) tätig war, wurde er Pastor der ersten Vineyard-Gemeinde Kanadas. Zu dieser Zeit begannen auch die Aufnahmen für verschiedene Musikalben, bei denen Doerksen unter anderem als Songwriter in Erscheinung trat. Sehr bekannt wurde I lift my eyes up.